Gleichwohl ob im Taxi, bei der Arbeit oder auf dem Fußballplatz, angesprochen auf meine Nationalität, entspannt sich häufig eine Lobeshymne auf die Trinität der deutschen Exportschlager: Autos, Fußball und Bier. Dass an gleicher Stelle häufig auch ein gescheiterter österreichischer „Kunstmaler“ erwähnt wird, der sich später hauptberuflich dem Massenmord widmete, wird später, an anderer Stelle, erörtert.
Nachdem also die Vorzüge der deutschen Kraftfahrzeuge und der vermeintlichen Tugenden bezüglich des Ballsports in aller Ausführlichkeit erläutert worden sind, ist die Quantität wie Qualität des germanischen Gerstensaftes ein beliebtes Gesprächsthema.
Zuallererst muss dann zumeist die Vorstellung der Thais bezüglich der deutschen Trinkgewohnheiten korrigiert werden: „I have heard that Germans drink beer like we drink water“.
Dies ist zwar zugegebener Weise eine sehr amüsante Vorstellung und entsprach in der Vergangenheit mancher Orts der Realität, doch ist ein solches Trinkverhalten, zumindest außerhalb von CSU-Parteitagen, nur noch selten anzutreffen.
Sind also alle bestehenden Vorstellungen und Vorurteile abgearbeitet, sollen die nationalen Eigenheiten dem Praxistest unterzogen werden, was dann heißt: Biertrinken und zwar nicht zu knapp. Bei gefühlten 300 Grad im Schatten und 500% Luftfeuchtigkeit ist dies ganz gewiss eine sehr angenehme Vorstellung. Zudem sind die drei führenden einheimischen Biere, trotz ihres recht milden und süffigen Geschmackes, durchaus trinkbar.
Leichtfertig werden also freundliche Einladungen zu nächtlichen Trinkgelagen bestätigt. Doch oh Graus, welch törichter Umgang mit dem heiligen Gerstensanft wird einem gewahr, sobald die erste Bierflasche geöffnet ist. So wagen die Thais es doch tatsächlich, das köstliche Gesöff massenweise mit Eiswürfeln zu verwässern. Haben hart arbeitende Mönche Jahrhunderte lang ihr Brot im Wasser gären lassen, damit dieses kostbare Kulturerzeugnis in solch schändlicher Art und Weise verunreinigt wird?
Wie dem auch sei, nachdem ich beim ersten Trinkgelage penibel darauf achtete, dass auch ja kein Eiswürfel den Weg in mein Bierglas fand, beneidete ich mit der Zeit meine Trinkkumpanen zunehmend. Während mein Bierglas im Laufe des Abends immer wärmer wurde und sein Inhalt die Temperatur von Kamillentee annahm, konnten die anderen Trinker sich dank des Eises stets eines kühlen Bieres gewiss sein. Zudem konnten sie von diesem auch eine deutlich größere Menge als ich zu sich nehmen, so stark war das eiskalte Bier verdünnt.
Mittlerweile habe ich mich den heimischen Gebräuchen angepasst und trinke mein Bier stets mit nicht weniger als drei Eiswürfeln, angenehm gekühlt. Und selbst in Deutschland, in dunklen Kneipen sitzend, am halbvollen Bierglas nagend, wünsche ich mir immer häufiger, neben der Flasche stünde ein Kübel, gefüllt mit taubeneiergroßen Eiswürfeln, wie ebendort im fernen Siam…