Ich war gerade dabei, den Unterricht für den nächsten Tag vorzubereiten, als mir ein Freund aus Deutschland eine Nachricht schrieb und ganz zusammenhangslos fragte, ob es mir gut gehe. In dem Moment war mir klar, dass etwas passiert sein musste und zwar etwas, dass so krass war, dass es auch in den deutschen Medien Erwähnung gefunden hatte. Umgehend befragte ich die üblichen Informationskanäle, was denn der Grund für die plötzliche Sorge aus der Heimat sei.
Folgendes war geschehen. Gegen sieben Uhr Ortszeit detonierte am 17. August eine Bombe unweit des Central World Einkaufzentrums, die 20 Menschen in den Tod riss und viele weitere verletzte. Einen Tag später explodierte ein weiterer Sprengkörper in der Nähe des Bootsanlegers Satorn. Glücklicherweise verfehlte dieser sein Ziel, wahrscheinlich eine mit Menschen besetze Fähre, wodurch hierbei niemand verletzt wurde.
Normalerwiese lebe ich in Thailand wie in einer Wohlfühlblase. Ich fühle mich äußerst gut aufgehoben, sicher und willkommen. Nicht einmal mein Motorradhelm, der stets unabgeschlossen an meinem Spiegel baumelt, ist mir jemals abhandengekommen.
Ereignisse wie das jetzige kratzen immer erheblich an dieser Blase. Und es ist nicht so, dass Schreckensmeldungen aus Thailand eine extreme Seltenheit wären. Im Süden des Landes kommt es beinahe täglich zu Anschlägen und auch die politischen Unruhen der letzten Jahre haben immer wieder zu blutigen Zusammenstößen gesorgt. Solche Vorfälle ließen sich bisher jedoch immer sehr leicht von mir extrahieren und zur Seite schieben. Mir einzureden, dass dies alles sehr weit weg von mir wäre, war eine Leichtigkeit.
Dieses Mal ist die Lage etwas anders. Die Orte der beiden Anschläge sind mir sehr vertraut und wohl bekannt. Unweit des Einkaufszentrums bin ich letzte Woche noch mit vollen Taschen vorbei gehetzt und bei der Fährstation steige ich häufig aus, wenn ich mit dem Boot unterwegs bin. Zudem wohnen meine Verwandten gerne in unmittelbarer Nähe des Flusses, während ihrer Bangkok Besuche.
Ich oder mir sehr nahestehende Menschen hätten also unter anderen Umständen dieses Mal vor Ort sein können. Natürlich ist es eine egoistische Sichtweise und ich bin glücklicherweise nicht selbst betroffen. Doch wenn der Schrecken sich auf einmal an Orten mit persönlichen Bezugspunkten abspielt, wird er konkreter und spürbarer.
Kurz nach dem ersten Anschlag florierten in den sozialen Medien unter dem wirkungsmächtigen Hashtag #prayforbangkok unzählige Meldungen, Nachrichten und Mitleidsbekundungen. Auch meine Schüler, Freunde und Kollegen waren verständlicher Weise sehr aufgewühlt und bestürzt. Ich hoffe sehr, dass sich die Geschehnisse in absehbarer Weise aufklären lassen und mein hochgeschätztes Bangkok bald zur Ruhe kommt.