Es gibt wahrlich Schöneres, als an einem arbeitsfreien Tag, morgens um sieben, von lautem Hundegebell geweckt zu werden. Insbesondere dann, wenn die Köter tatsächlich einen kräftigen Grund für ihr Radau haben und nicht wegen einer kleinen Kröte anschlagen.
Der Grund ihrer Aufregung war armdick, zwei Meter lang und hatte es auf unsere Katzen abgesehen. Da hatte doch tatsächlich eine riesige Python die Frechheit besessen, unser Grundstück zu betreten, wohlgemerkt, ohne sich vorher anzumelden, geschweige denn, um Erlaubnis zu fragen. Hat man eine solche Unverfrorenheit schon erlebt? Zudem ließ eine verdächtige Beule in der Schlangenmitte darauf schließen, dass sie sich bereits an unserem zugegebenermaßen recht umfangreichen Katzensortiment bedient hatte.
Dementsprechend unfreundlich war daher auch die Begrüßung, die unsere drei Hunde dem Eindringling bereiteten. Sie bellten und drohten, rannten und sprangen um das Ungetüm herum, welches seinerseits mit einer stoischen, ich möchte beinahe sagen arroganten, Ruhe reagierte. Hinter den Hunden, in einem gehörigen Sicherheitsabstand, stand die komplette Hausbelegschaft, unsicher, wie nun zu reagieren sei.
Zwar sind Schlangen, Pythons und Kobras eingeschlossen, wirklich keine Seltenheit in Thailand, doch handelte sich in diesem Fall schon um ein besonders großes Exemplar. Hilfe war vorerst keine zu erwarten. Der sogleich kontaktierte Schlangennotdienst meinte, dass es doch noch reichlich früh am Tage sei und, dass die Schlange eventuell von alleine wieder verschwinden würde. Das muss man sich mal vorstellen: „Hallo Feuerwehr, es brennt, bitte kommen sie schnell“! „Nun mal ganz langsam. Erstens ist es noch sau früh, der Erwin hat seinen Kaffee noch nicht alle und ich bin mit der BILD auch noch nicht durch. Zweitens haben sie vielleicht Glück und das Feuer geht von alleine aus“.
Wir waren also auf uns alleine gestellt und mussten vorerst ohne professionelle Unterstützung mit dem Ungetüm fertig werden. Wir fragten die Schlange zunächst artig, ob sie nicht das Weite suchen und anderer Leute Katzen fressen wolle. Sie lehnte jedoch dankend ab. Unsere katzen schmeckten ihr am besten und sie sei noch lange nicht satt. Anschließend gingen wir zu rabiateren Methoden über. Mit unserer provisorischen Bewaffnung, hauptsächlich aus eiligest herbei geschaften Gartenwerkzeugen bestehend, näherten wir uns dem Monster. Wir umzingelten es und versuchten im Verbund mit den Hunden das Reptil zu ubertöpeln.
Es war ein langer und harter Kampf, den wir schließlich für uns entscheiden konnten. Abgelenkt durch einen mutigen Angriffsversuch durch Hund Harry, vernachlässigte die Schlange ihre Deckung. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzen wir aus, um der Python eine Schlaufe um den Schlangenhals zu werfen. Einmal festgezurt, hatte das Tier keine Chance mehr. Nun lag es in der Falle.
Fünf Minuten, nachdem der Kampf beendet und die Python gefangen worden war, traffen auch die professionellen Schlangenjäger am Ort des Geschehens ein. Es behagte ihnen jedoch sichtlich, dass sie, ohne einen Finger gekrümmt zu haben, einem solchem Prachtexemplar habhaft werden konnten. Sie befreiten die Schlange aus unserer provisorischen Falle, verstauten sie in einem großen Sack und fuhren wieder davon.
Die beigefügten Bilder mögen den Eindruck vermitteln, ich würde dem Geschehen, von Angst gepeinigt, aus sicherer Entfernung folgen. Dieses widerspricht natürlich fundamental den Tatsachen und verzerrt das eigentliche Geschehen. Ich wollte mich lediglich nicht in den Vordergrund drängen, auch anderen mal die Chancen auf Heldentaten zugestehen und nicht den Fluchtweg versperren. Das ist die reine Wahrheit und alles andere ist erstunken und erlogen.