Fehlschüsse verboten. Kicken über den Dächern Bangkoks

Mein derzeitiger Arbeitsplatz befindet sich im 23. Stockwerk eines typischen Bangkoker Büroturms. Grundsätzlich bin ich aufgrund der ihnen inherenten Sterilität, Anonymität und Beliebigkeit kein großer Freund dieser Monster aus Stahl, Eisen und Beton. Die grandiose Aussicht hingegen, die ich, bequem in meinem Bürostuhl sitzend, genießen kann, ist so grandios, dass ich meine ästhetischen Ansprüche gerne hinten an stelle.

Die unzähligen Hochhäuser, die ich von meinem Büro aus betrachten kann, sind in unterschiedlichem Zustand und sehr differenziert hinsichtlich ihrer Ausstattung. So befinden sich in meinem Blickfeld Luxusapartmentblocks, auf deren Dächern die feinen Herrschaften mit ihrem Helikopter landen oder in geräumigen Pools baden können. Andere haben offensichtlich ihre besten Tage hinter sich und schon so manche Regenzeit kommen und gehen sehen. Auch kann man in der Skyline Bangkoks immer noch die Spuren der Asienkrise aus dem Jahr 1997 beobachten, da nach wie vor viele, niemals fertiggestellte Bauruinen existieren.

Direkt mir gegenüber befindet sich ein Dach, welches mit einer ganz besonderen Attraktion ausgestattet ist: ein Fußballplatz über den Dächern Bangkoks. Ausgerüstet mit einem kleinen Spielfeld, weiß auf grün, Eishockeytoren und einer Flutlichtanlage, bietet dieser Platz die beste Ausgangslage für ein Fußballvergnügen der ganz besonderen Art.

Lange Zeit jedoch sah ich auf diesem Platz nie jemanden spielen und hielt das ganze für einen Scherz oder einen nicht zu Ende gedachten Kindheitstraum eines Bangkoker Millionärs.

Eines Nachmittags jedoch tummelten sich auf einmal ungewöhnlich viele Menschen auf diesem Dach. Ich wollte diese Tatsache gerade als Zufall abtun, als diese Herren, die kurz zuvor den Platz noch in voller Anzugsmontur besichtigt hatten, nun in sportlichen kurzen Hosen und Trikots englischer Fußballmannschaften zurückkamen.

Nach einem kurzem Aufwärmprogramm begannen sie alsbald ein beherztes Spiel, vier gegen vier mit Torwart. Als schließlich die Dämmerung einsetzte und das Flutlicht das Spielfeld in ein gleißendes Licht tauchte, wäre ich um ein Haar vor Neid geplatzt und am liebsten von meinem Büro aus auf den Platz gehüpft.

 

DSC_0077

DSC_0193

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s